Mittwoch, November 11, 2009

Was ich heute gelernt habe

Heute war so ein Tag, an dem ich wohl mehr über Journalismus gelernt habe, als in den zurückliegenden 28 Jahren zuvor. Aber eigentlich hat der Lernprozeß schon gestern Abend angefangen:

Ich habe gelernt, dass es immer noch etwas gibt, was noch nie jemand erlebt hat. Und ich habe gelernt, dass man manchmal innerhalb von Minuten Entscheidungen treffen muss, die verdammt richtig, aber eben auch verdammt falsch sein können. Und ich habe gelernt,dass ich mit meinen Rüstzeug noch weit davon entfernt bin, adäquat auf unvorhergesehene Geschehnisse reagieren zu können. Außerdem habe ich gelernt, dass es verdammt viele Menschen gibt, die diesen Beruf ausüben und keinerlei Skrupel besitzen. Ich habe gelernt, dass man auch mal auf die Bremse treten muss, um voran zu kommen. Und dann habe ich noch gelernt, dass einen die Arbeit von anderen anwidern kann. Ich habe gelernt, dass man aufpassen muss, sonst steckt man mitten drin in Etwas, in dem man nicht stecken möchte. Ich habe gelernt, dass manche Menschen sogar an so einem Tag lachen können - anderen bleibt das Lachen eher im Halse stecken. Und ich bin froh, dass ich mir nicht in Köln mit ansehen muss, wie Tausende das Geschehene wegschunkeln.

Abgesehen davon habe ich noch viel mehr gelernt: Zum Beispiel, dass es viel bedeuten kann, wenn man seine Stimme erhebt, aber auch genauso viel, wenn man nichts sagt. Ich habe gelernt, dass man die Ellbogen ausfahren muss, um wahrgenommen zu werden. Und ich habe gelernt, dass manchmal hinter dem eigenen Rücken über einen geredet wird. Ich habe gelernt, dass Einstecken manchmal besser ist als Austeilen. Vielleicht habe ich sogar wieder einmal Demut gelernt. Ich habe mal wieder gelernt, dass es ein Privileg ist, mein Leben zu leben wie ich es tue. Und ich habe gelernt, dass Schreiben eben nicht schreiben ist und ein Text noch lange nicht ein Text.

Vielleicht habe ich gelernt, was das Leben eigentlich ist. Vielleicht aber auch nur, dass es noch ein weiter Weg ist, um einmal gut zu sein in einer Sache. Ich weiß nicht was morgen wird, ob ich genauso viel lerne oder doch wieder nur nachdenklich nach Hause gehe. Aber eins weiß ich: den Tag heute, den werde ich in Erinnerung behalten, als den Tag, an dem ich verdammt viel über mich gelernt habe.

2 Kommentare:

sebs hat gesagt…

konkret gibt es hier nicht mehr, oder?

Der Be hat gesagt…

Doch bald wieder, versprochen!