Donnerstag, Juli 03, 2008

You have to fight for your right to...

Gestern schien hier in Köln den ganzen Tag so wunderbar die Sonne, dass ich irgendwann entschlossen habe, die lange EM-reiche, aber Grill-arme Zeit zu beenden und mir mal wieder auf Glut geröstetes Fleisch zu gönnen. Da kam es doch wie gerufen, dass mein geschätzter Kollege Diego Jäger noch originalverpackte Restbestände an Tierischem aus den vergangenen Festivalwochenenden gerettet hatte. Er ist eben ein Mann, der trotz seines jugendlichen Alters
mit fast weltmännischer Weitsicht ausgestattet ist. So kam es dann, dass ich den ganzen Tag über mit dem fröhlichen Gedanken lebte, abends ein kleines, feines Grillfest auf Kölns bestegelegenster Dachterasse zu veranstalten. Diplom-gestresste Mitbewohner wurden bereits darauf vorbereitet, dass ihnen der vor,vorletzte Abend vor der endgültigen Abgabe mit einem Vier-Sterne Luxus BBQ versüßt würde.
Als ich dann um pünktlich um 18.30 Uhr das Büro verließ, traf mich der Schlag allerdings auf zweierlei Weise. Einerseits hatte ich gedacht, da draußen wäre nach wie vor eitel Sonnenschein angesagt, so wie bei meinem letzten Sauerstoffaufnahme-Spaziergang um die Mittagszeit. Dem war nicht so, denn der Himmel war wolkenverhängen, grau und sehr uninspirierend. Andererseits hatte ich mit angenehmen Abendtemperaturen gerechnet, die das mauschelig-anngedachte Grillfest mit eben mauscheligen Temperaturen unterstützen sollte. Aber auch hier wurden meine Hoffnungen enttäuscht, denn mit verlassen der Eingangs- ergo Ausgangstür durchschritt ich eine imaginäre Wand aus schwüler Hitze und Luftfeuchtigkeit und war mit einem Schritt am Körper klitschnass geschwitzt. Sehr unschön!
Dennoch habe ich nicht augegeben und bin in der naiven Hoffnung, dass alles gut wird nach Hause geeilt, habe Grillkohle und -anzünder im scheinbar perfekten Verhältnis kombiniert, mich mit Feuerzeug und Strohhalm, der unterschätzten Wunderwaffe des gemeinen Grillkönigs bewaffnet, und eine so perfekte Glut erschaffen über die selbst Christoph Daum seine Mannen, zwecks Motivation, ungefragt hätte laufen lassen können. (Eigentlich hätte ein Vergleich mit der Hölle besser gepasst, aber heute hat meine Mama Geburtstag und da will ich nicht über Teufel, Hölle oder sonstwelche bösartigen Dinge schwadronieren)
Und wie es dann so ist, wenn man sich auf die kleinen Dinge des Lebens freut, etwa Grillfeste oder mit 2 bestandene Klausuren (Juchu!), wird man dann doch schnell enttäuscht. Kaum war die perfekte Glut auf dem Zenith ihrer Grillkraft, grummelte es einmal laut am Himmel und der liebe Gott öffnete alle Pforten und ließ Regen auf mich (und die ach so perfekte Glut) prasseln. Und wenn ich Regen meine, dann meine ich Regen in der Bindfäden-Version. Harten, prasselnden Regen. Was sollte ich tun? Mir fehlte das Grillgut, da el Diego noch fehlte, mir fehlte die rettende Idee, da mir zu Zeit eben oft Ideen fehlen, weil mir Zeit fehlt um Ideen zu entwickeln. Mir blieb nur der unser überdimensional großer Sonnenschirm und der nötige Wille, dem Regen zu strotzen. Und so stellte ich mich meinem Schicksal, spannte den Schirm über den Grill und wartete ab. Ich wartete fünf Minuten - aber es regnetet. Ich wartete zehn Minuten - aber es regnete noch heftiger. Ich wartete 15 Minuten - immernoch Regen und grauer Himmel. Ich gab auf, brach die Mission ab. Ich war gescheitert und war sehr traurig darüber. Nicht böse, denn niemand kann etwas für das Wetter, nur enttäsucht, dass ich mich wieder gefreut hatte und wieder einen Schlag in den Nacken kassiert habe. Ich zog mich zurück in meine vier Wände. Mit gebücktem Gang schlich ich über den schier endlosen Flur, mein regendurchnässtes Shirt klebte hauteng an meinem, mittlerweile nur noch unterdurchschnittlich austrainierten Oberkörper und zeichnete das fleischgewordene Elend in aller seinem Ekel detailgetreu ab. Ein ganz schwacher Moment. Ich zweifelte an mir, der Welt, an allem. Hätte ich doch besser nach Hause fahren sollen, wo gerade Trampas, Kek und der heimgekehrte, verloren geglaubte Sohn das wiedersehen feierten? Hätte ich einfach in meinem Zimmer bleiben sollen und Dinge tun sollen die noch mehr (oder auch noch weniger) Sinn machen als das Grillen von Fleisch? Ich wusste es nicht und just in dem Moment, indem ich beinah weinend auf den frisch gehobelten Dielen zusammengebrochen wäre, klingelte es an der Tür. Sollte ich öffnen? Oder erwartete mich nur noch ein weiterer Niederschlag (" Guten Tag, hier ist Herr Meyer von der GEZ. Wir müssen sie einmal sehr dringend sprechen!") Ich raffte mich auf, ging zur Tür, ergriff den Hörer und hauchte in mitleiderregender Manier:"Ja, bitte?" Ein kurzes Schweigen auf der anderen Seite. Ich hörte die vorbeirauschende Bahn und vernahm den ein oder anderen Spätmerker, der immernoch "SupaDeuschtschlandoléolé!" brüllte. Doch dann sprach eine Stimme zu mir und sie sagte die Worte, die mir neue Hoffnung gaben: "Heute ist ein Tag, an dem man kämpfen muss, wenn man wirklich grillen will!" So etwas braucht man in schwachen Momenten.

Der Rest ist schnell erzählt: Die Glut war noch überraschen heiß. Deswegen konnten wir schnell das Grillgut in die passende, fast perfekte Konsistenz verwandeln und genießen. Es war nicht gemütlich, es war nicht schön. Aber es war ein Abend, an dem man kämpfen musste.

1 Kommentar:

Trampas hat gesagt…

geradezu heroisch wie ihr das durchgezogen habt...