Mittwoch, Juli 30, 2008

Deutschland, deine Bürger oder wie ich mich mal wieder für einen Mitmenschen geschämt habe

Ich komme soeben aus dem Supermarkt und muss im Grunde nur schnell 100 Meter über die Straße gehen, um zu Hause meine frisch gekauften Nudeln in das wohl bereits siedende Nudelwasser zu werfen. Die Nudelsauce habe ich auch bereits in Gedanken ausgeheckt und als Schlaufuchs, wie ich nun mal einer bin, habe ich bereits am morgen Almdudler kalt gelegt. Vor mir liegt also ein entspannter Abend mit gutem Essen und einem kühlen, erfrischenden Drink. Allerdings entdecke ich an der Fußgängerampel, die rot anzeigt, eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn. Sofort erinnere ich mich an meine gute Erziehung und vor allem daran, dass es mal Schilder gab, auf denen stand: " Der Kinder wegen!" Recht haben sie, die Schilder, denn kein Mensch hat es so eilig, dass er einem kleinen, unverdorbenen Menschen vormachen muss, dass man auch bei rot über die Ampel gehen kann und ihn so vielleicht in sein Unglück stürzt. Natürlich ist es naiv gedacht, dass der kleine Junge das noch niemals vorher gesehen hat oder auch in naher Zukunft sehen wird. Aber darum ging es nicht, es ging darum Anstand und seine gute Kinderstube zu präsentieren und deshalb blieb ich stehen und wartete auf grün. Doch das Unheil kam, wie so oft, bereits von hinten angeschlichen. An diesem Tag in Form eines Mannes in den Mitvierzigern, der sich im Supermarkt mit einer Dose Bier belohnt hatte und nun eiligen Schrittes auf die Ampel zu marschierte und natürlich bei rot über eben jene Straße stolzierte, an der die Mama, der kleine Junge und ich, auf grün wartend, verharrten. Der kleine Junge wird mal ein guter Mensch denke ich, denn sofort fragte er nach:"Mama, warum darf der Mann über die Straße gehen und wir müssen warten?" Die Mutter hingegen scheint eine schamlose Lügnerin zu sein, denn sie besaß die Dreistigkeit ihren kleine Jungen an zu lügen. Sie schaute kurz auf und sagte:"Weil der Mann Bier trinkt!"
Da bin ich dann auch gegangen. Leider konnte ich nicht hören, welche miese Lüge sie sich für mich ausgedacht hat. Vielleicht ja:"Weil er seine Hosen so tief trägt!" Und so etwas will Kinder erziehen.

21 days aren´t enough oder Bang! Bang!

Ist ja schon wieder etwas länger her, dass ich mich hier verewigt habe. Ist aber auch verdammt viel passiert in der Zeit. Mal schauen, ob ich das alles noch halbwegs auf die Kette kriege. Wo fange ich an? Anfang Juli, ja da war erstmal Praktikum angesagt, also wie immer in letzter Zeit. Unerfreulicherweise kam noch hinzu, dass ich bestimmte Abgabetermine bei der Spielebeobachtung einzuhalten hatte. So sahen meine Tage häufig so aus, dass ich morgens zur Arbeit gegangen bin, dann um sieben nach Hause kam, kurz etwas gegessen oder meine
dreckigen Unterhosen in die Waschmaschine gestopft habe (oder beides) und mich dann in die Welt der Spielanalysen begeben habe. Die ist nicht nur interessant, sondern meistens auch sehr zäh, gerade wenn man das Glück hat, eine teilweise grottenschlecht aufspielende Mannschaft beobachten zu dürfen, was die ganze Sache nur noch zäher und langwieriger gemacht hat. So hatte ich schlussendlich teilweise 12 Stunden Arbeitstage, die aber leider nicht wie 12 Stunden Arbeitstage bezahlt werden. Und da beginnt die Sache dann zu hake, denn es gibt Dinge die können noch so interessant sein und auch teilweise Spaß machen, irgendwie bleiben sie immer Arbeit. Und arbeiten tut man nun mal am liebsten für Geld, soll sich ja lohnen. Vielleicht habe ich auch einfach nur nicht verstanden, dass sich all das später mal auszahlen wird. Wird es doch, oder?
Eigentlich hat mich aber eine besondere Motivation bei Laune gehalten, denn das Melt! Festival stand vor der Tür und ich durfte, nach drei Jahren Karte-besitzen-und-wegen-Klausur-nicht-hinkönnen, endlich mal in der Stadt aus Stahl tanzen. Natürlich musste ich auch arbeiten, aber dafür gab es freies Essen, bereitgestellte Zelte, das ein oder andere Kaltgetränk, einen Blick hinter die gigantischen Braunkohlebagger-Kulissen und viele Menschen zu sehen. Da stimmte Aufwand und Ertrag ausnahmsweise einmal. Kann aber auch nicht immer in Minus gehen, diese Rechnung. Das Melt! war auf jeden Fall ein Erlebnis der besonderen Art, und das in vielerlei Hinsicht. Am ersten Abend fand ich mich unverhofft am Eingang wieder, um in einer Notaktion Eintrittsbändchen an die aggressiven Zuschauer zu verteilen musste. Wenig später verteilte ich mit vielen anderen und Markus Kavka Regencapes am Festivalguide-Stand an die noch viel aggressiveren Leute. Noch viel später sind wir dann tanzen gewesen. Alter Ego, Booka Shade und und und. Tanzbein was willst Du mehr? An dem Abend nur noch irgendwann ins Bett und so sind wir dann "relativ früh" für Melt! Verhältnisse heim. Das sah dann ungefähr so aus.

[hier sollte eigentlich ein wirklich anschauliches Video kommen. Aber irgendwie will der Blogomat nicht so richtig. Schade!!!]

Irgendwie war es da schon so eine unangenehme Mischung aus Modenschau, Kirmes und komischen Leuten, aber das kann man nicht erklären. In einer ganz bestimmten Art und Weise passte das alles zusammen.
Am Samstag ging es dann frohen Mutes und mit Brot und Früchten bewaffnet zu unserem kleine Mikrokosmos, denn es gab ein Bolzen-Turnier zu spielen. Am unseren (also eher Terratec-ihm-sein-Truck) lief schon wieder Dub-Step, die Tischkicker wurden aufgebaut, und die ersten Mannschaften kamen um zu bolzen. Sollten sie ja auch. Das Turnier ging schneller als gedacht, weil nur vier Mannschaften angetreten waren. Alle anderen hatten wohl keinen Bock, bei dem dauernden Nieselregen und Getanze nebenher. Ist ja auch verständlich und nicht schlimm, denn so konnte ich wenigstens noch das Ende vom Audiolith Parkplatz Rave erleben. Sehr gute Sachen, die die wieder einmal an den Start gebracht haben. Zum Abend hin entlud sich dann noch einmal ein kleineres Unwetter über Ferropolis. Drauf geschissen, denn im Grunde hatte ich meinen Teil des Melt- jobs erledigt und so durfte ich den Luxus genießen, auf dem gesamten Gelände rum zu streunen, hier und da zu halten, Roisin Murphy zu sehen, zu Boys Noize zu tanzen und danach stundenlang auf dem Sleepless Floor abzuhängen und kleinere Revolutionen anzuzetteln. Waren auch alles prima Ideen, mal sehen ob was draus wird. In dem Moment waren wir auch jeden Fall alle schwer dafür.
Irgendwann war es dann sehr spät bzw. sehr früh, also schon hell, und ich bin beseelt ins Bett gegangen und habe sehr lange geschlafen. Sonntag ist dann an mir vorbeigezogen wie ein Comic und bestand größtenteils aus Sachen verladen, Björk schauen, Wurst essen und einfach nur rumsitzen und sich diese unfassbar schöne Kulisse gegeben (leider bin ich ein ziemlich schlechter Fotograf, deswegen sollte man sich die ganze Leucht-Bagger-Pracht auf den einschlägigen Fotoseiten anschauen.) Würde mich heute jemand fragen wie das Melt! war, würde ich in den höchsten Tönen schwärmen und gleichzeitig Fluchen auf so manche Dinge. Aber egal, was bleibt ist ein wohl einmaliges Erlebnis. Wann trinkt man schonmal hinter der Bühne neben Boys Noize und Goldie einen eiskalten Prosecco? Wohl nie wieder! Deshalb danke.

Allerdings habe ich den Schlafmangel fast eine Woche mit mir herum geschleppt und mich so in ein langes Wochenende in Hamburg gerettet. Das war auch sehr gut (mal abgesehen von kleineren Dingen, die anders hätten laufen können, aber die gibt es ja immer) und am Freitag haben wir es sogar auf die Happy-Birthday-and-welcome-back Trampas Party in die alte Heimat geschafft. Da war es lustig, schön, anstrengend, aufreibend und phasenweise doof (in beliebiger Reihenfolge) und es kam zum seltenen Aufeinandertreffen der guten Jungs von früher. Die sind heute noch gut, manchmal sogar noch besser und deswegen ist alles andere drum herum Nebensache und vergessen. Dann wieder zurück nach Hamburg und aufgrund von Catwoman-Überforderung und Hitzestau einen Kurztrip ans Meer unternommen. Ein Meer bei Sonne habe ich so lange schon nicht mehr gesehen, dass ich fast Tränen in den Augen hatte. Und auf jeden Fall einen Supertag achwas Superwochenende.

Auf der Rückfahrt saß ich dann schwer schwitzend in einem sehr alten, sehr rostigen Polo und habe gemerkt, dass Hamburg eben die No.1 ist.
"Denn hier im Süden von der Elbe, da ist das Leben nicht dasselbe!"

Dienstag, Juli 08, 2008

Erste Schritte

...sind gemacht. Klein und tapsig zwar, aber immerhin. Und immer schön einen nach dem anderen machen, dann kommt man auch ans Ziel.

Montag, Juli 07, 2008

Welcome to the jet set

In sechs Stunden passiert etwas ganz Verrücktes. Ich steige in einen Flieger, hebe ab und nur eine Stunde später bin ich in München. Da war ich noch nie und deswegen ist das schon komisch genug, geht aber noch besser. Denn ich bleibe insgesamt nur acht Stunden in München und mache da etwas, von dem ich jetzt gerade noch nicht genau weiß, was am Ende dabei heraus kommt. Abends gegen 19.00 Uhr bin ich dann wieder in Köln und packe meine Tasche aus. Das wird aber nicht allzu lange dauern, denn im Grunde nehme ich nur Zettel, Stift und Diktiergerät mit. Ich sage ja, in sechs Stunden passiert was ganz Verrücktes.

Total Mass Confusion

Hier in Köln gibt es ein Phänomen, das ziemlich genau zeigt, wie es um diese Stadt (sowie sein Umland) und vor allem einen Teil seiner Bürger bestellt ist. Nein, es geht jetzt nicht um Poldi
und das eingerichtete Spendenkonto, mit dem so mancher die Hoffnung am Leben erhält, dass ein überdurchschnittlich guter Bundesligaprofi, mit zugegeben unterdurchschnittlich intelligenten Denkansätzen, zurück zu einem Verein kehrt, der das gelebte Chaos ist, und der GARANTIERT nach in der nächsten Saison nach zwei Siegen in Folge "Champions League ist Pflicht!" rufen wird, um dann nach 14 punktlosen Spielen wieder ganz unten herum zu krebsen und das Mitleid der Nation einzufordern, weil ja alles, immer und sowieso unglaublich unfair ist.

Nein, es geht vielmehr um eine Sache, die so schlimm ist, dass ich manchmal schon würgen muss, wenn ich daran denke. Hier unten auf der Straße, quasi vor meinem Fenster, fahren tagtäglich bei gutem - und neuerdings auch bei schlechtem Wetter( was die Sachen noch viel hirnrissiger macht, als sie sowieso schon ist) Großgruppen von, in weitestem Sinne, Menschen auf einem so genannten Bier-Bike vorbei. Das Bier-Bike ist seines Zeichens ein überdimensional großes Fahrrad, bei dem bis zu zehn (nennen wir sie ausnahmsweise im weiteren Verlauf, der Einfachheit halber, nur noch Menschen, obwohl sie meiner Meinung nach etwas anderes sein müssen) Menschen gleichzeitig in die Pedale treten. Aber das ist nicht das Besondere, es geht noch viel besser. Die zehn besagten Menschen schauen dabei nicht nach vorn, wie es sich für einen Radfahrer gehört, sondern sitzen sich an einer Theke (!!!) gegenüber. In der Mitte dieser Theke steht meist eine bemitleidenswerte junge Dame und zapft dem (Mensch gewordenen Schwachsinn) Menschen ein Kölsch nach dem anderen, das gehört sich ja so, hier in Kölle am Rhin, wo et noch immer jut jegange is. Also strampeln sich, die stark angetrunken Vollnasen einen Wolf, um voran zu kommen und zeitgleich auch noch der Biermädchen zu signalisieren, wie fit sie nach 30 Kölsch noch sind. Super Sache. Vorne sitzt noch ein, meist extrem gelangweilter, breitschultriger Junge, der das, mit Dummheit voll beladene Bier-Bike, lenkt, bremst und alles andere tut, damit dieser Haufen degenerierter Trammpelschergen nicht unter die Räder kommt oder wahlweise vor die Bahn kracht. Eigentlich ist dieser Typ überflüssig, denn die Welt wäre wohl eine bessere, würde jedes Bier-Bike unter die Rä...(an dieser Stelle muss ich aufhören, sonst werde ich noch für krank erklärt. Man wünscht niemandem dem Tod. Aber ordentlich weh tun, sollten sich die Dumpfbacken schon Mal.)
Also tingeln diese Bier-Bikes, ja richtig es gibt mehrere, denn an sonnigen Tagen passieren rund zehn von diesen Teufelsgeräten mein stets offenes Fenster, durch die Gegend, und lärmen mit Karnevalsmusik (is ja klaro, Kölle hier! Alles immer lustig und so) und dem Standard- Neo-Nationalmannschafts-Supporter-Gegröhl die Gegend voll. Dass das vokaler Dünnschiss ist, ist ja eh klar. Ein weiteres Highlight ist zu erwarten, wenn ein natürlich nur leicht angetrunkener Bier-Bike-Idiot während der Fahrt abspringt, um sich, seinen Kumpels und wahrscheinlich auch dem Biermädchen zu zeigen, was er für ein toller und zugleich lustiger Typ er ist. Oftmals unterschätzen diese Teufelskerle allerdings die berauschende Wirkung von 20 Kölsch (ja auch dieser, nach Spargelurin-schmeckende Bierverschnitt enthält Spuren von Alkohol, wahrscheinlich aber nur Fuselstoffe, die bei häufigem Verzehr blind und dumm machen) und stürzen ganz furchtbar hin, taumeln vor ein vorbeikriechendes Auto oder bleiben ungeschickt (wie auch sonst) am Bier-Bike hängen. Die Dinger fahren nicht sehr schnell, aber das ist dem Mob egal, er trampelt wie verrückt und fühlt sich wahrscheinlich phasenweise originell.

Deswegen mein Aufruf an alle: Lasst uns die Bier-Bikes stürmen und die Benutzer mit schwarzen Filzstift "Dummbeutel" auf die Stirn malen, oder sie zumindest mit faulen, stinkenden Eiern bewerfen! Wer macht mit? Treffpunkt ist ein beliebiger Sonntag Nachmittag hier an meinem Fenster. Anmeldungen werden ab sofort entgegen genommen.




P.S: Bei genauer Durchsicht fällt mir auf, dass ich mich endlich mal für einen Kommasetzung-Kurs anmelden sollte.

Freitag, Juli 04, 2008

Wurst Käs

Was ich liebe: Schlafen wie ein Baby!
Was ich hasse: Stau im Badezimmer! Deswegen seit zehn Minuten Zähneputzen und den ganzen Mund voller Zahnpasta haben!!!

Donnerstag, Juli 03, 2008

You have to fight for your right to...

Gestern schien hier in Köln den ganzen Tag so wunderbar die Sonne, dass ich irgendwann entschlossen habe, die lange EM-reiche, aber Grill-arme Zeit zu beenden und mir mal wieder auf Glut geröstetes Fleisch zu gönnen. Da kam es doch wie gerufen, dass mein geschätzter Kollege Diego Jäger noch originalverpackte Restbestände an Tierischem aus den vergangenen Festivalwochenenden gerettet hatte. Er ist eben ein Mann, der trotz seines jugendlichen Alters
mit fast weltmännischer Weitsicht ausgestattet ist. So kam es dann, dass ich den ganzen Tag über mit dem fröhlichen Gedanken lebte, abends ein kleines, feines Grillfest auf Kölns bestegelegenster Dachterasse zu veranstalten. Diplom-gestresste Mitbewohner wurden bereits darauf vorbereitet, dass ihnen der vor,vorletzte Abend vor der endgültigen Abgabe mit einem Vier-Sterne Luxus BBQ versüßt würde.
Als ich dann um pünktlich um 18.30 Uhr das Büro verließ, traf mich der Schlag allerdings auf zweierlei Weise. Einerseits hatte ich gedacht, da draußen wäre nach wie vor eitel Sonnenschein angesagt, so wie bei meinem letzten Sauerstoffaufnahme-Spaziergang um die Mittagszeit. Dem war nicht so, denn der Himmel war wolkenverhängen, grau und sehr uninspirierend. Andererseits hatte ich mit angenehmen Abendtemperaturen gerechnet, die das mauschelig-anngedachte Grillfest mit eben mauscheligen Temperaturen unterstützen sollte. Aber auch hier wurden meine Hoffnungen enttäuscht, denn mit verlassen der Eingangs- ergo Ausgangstür durchschritt ich eine imaginäre Wand aus schwüler Hitze und Luftfeuchtigkeit und war mit einem Schritt am Körper klitschnass geschwitzt. Sehr unschön!
Dennoch habe ich nicht augegeben und bin in der naiven Hoffnung, dass alles gut wird nach Hause geeilt, habe Grillkohle und -anzünder im scheinbar perfekten Verhältnis kombiniert, mich mit Feuerzeug und Strohhalm, der unterschätzten Wunderwaffe des gemeinen Grillkönigs bewaffnet, und eine so perfekte Glut erschaffen über die selbst Christoph Daum seine Mannen, zwecks Motivation, ungefragt hätte laufen lassen können. (Eigentlich hätte ein Vergleich mit der Hölle besser gepasst, aber heute hat meine Mama Geburtstag und da will ich nicht über Teufel, Hölle oder sonstwelche bösartigen Dinge schwadronieren)
Und wie es dann so ist, wenn man sich auf die kleinen Dinge des Lebens freut, etwa Grillfeste oder mit 2 bestandene Klausuren (Juchu!), wird man dann doch schnell enttäuscht. Kaum war die perfekte Glut auf dem Zenith ihrer Grillkraft, grummelte es einmal laut am Himmel und der liebe Gott öffnete alle Pforten und ließ Regen auf mich (und die ach so perfekte Glut) prasseln. Und wenn ich Regen meine, dann meine ich Regen in der Bindfäden-Version. Harten, prasselnden Regen. Was sollte ich tun? Mir fehlte das Grillgut, da el Diego noch fehlte, mir fehlte die rettende Idee, da mir zu Zeit eben oft Ideen fehlen, weil mir Zeit fehlt um Ideen zu entwickeln. Mir blieb nur der unser überdimensional großer Sonnenschirm und der nötige Wille, dem Regen zu strotzen. Und so stellte ich mich meinem Schicksal, spannte den Schirm über den Grill und wartete ab. Ich wartete fünf Minuten - aber es regnetet. Ich wartete zehn Minuten - aber es regnete noch heftiger. Ich wartete 15 Minuten - immernoch Regen und grauer Himmel. Ich gab auf, brach die Mission ab. Ich war gescheitert und war sehr traurig darüber. Nicht böse, denn niemand kann etwas für das Wetter, nur enttäsucht, dass ich mich wieder gefreut hatte und wieder einen Schlag in den Nacken kassiert habe. Ich zog mich zurück in meine vier Wände. Mit gebücktem Gang schlich ich über den schier endlosen Flur, mein regendurchnässtes Shirt klebte hauteng an meinem, mittlerweile nur noch unterdurchschnittlich austrainierten Oberkörper und zeichnete das fleischgewordene Elend in aller seinem Ekel detailgetreu ab. Ein ganz schwacher Moment. Ich zweifelte an mir, der Welt, an allem. Hätte ich doch besser nach Hause fahren sollen, wo gerade Trampas, Kek und der heimgekehrte, verloren geglaubte Sohn das wiedersehen feierten? Hätte ich einfach in meinem Zimmer bleiben sollen und Dinge tun sollen die noch mehr (oder auch noch weniger) Sinn machen als das Grillen von Fleisch? Ich wusste es nicht und just in dem Moment, indem ich beinah weinend auf den frisch gehobelten Dielen zusammengebrochen wäre, klingelte es an der Tür. Sollte ich öffnen? Oder erwartete mich nur noch ein weiterer Niederschlag (" Guten Tag, hier ist Herr Meyer von der GEZ. Wir müssen sie einmal sehr dringend sprechen!") Ich raffte mich auf, ging zur Tür, ergriff den Hörer und hauchte in mitleiderregender Manier:"Ja, bitte?" Ein kurzes Schweigen auf der anderen Seite. Ich hörte die vorbeirauschende Bahn und vernahm den ein oder anderen Spätmerker, der immernoch "SupaDeuschtschlandoléolé!" brüllte. Doch dann sprach eine Stimme zu mir und sie sagte die Worte, die mir neue Hoffnung gaben: "Heute ist ein Tag, an dem man kämpfen muss, wenn man wirklich grillen will!" So etwas braucht man in schwachen Momenten.

Der Rest ist schnell erzählt: Die Glut war noch überraschen heiß. Deswegen konnten wir schnell das Grillgut in die passende, fast perfekte Konsistenz verwandeln und genießen. Es war nicht gemütlich, es war nicht schön. Aber es war ein Abend, an dem man kämpfen musste.