Samstag, November 24, 2007

The shit came from below

Man könnte anfangen sich richtig Sorgen zu machen um die feinen Herren Beachbuletten. Ich meine ernüchternd kinderfreundliche Einlasszeiten (18.30 Uhr) und Beginn (20.00 Uhr), Gekreische beim Intro und ein Ende noch vor zwölf Uhr, das klingt alles immer weniger nach Punkrock. Schon eher nach großem Popstar Kino. Da denkt man schonmal darüber nach, ob man noch mitmachen will. Was dann aber gestern Abend zwischen 20.00 Uhr und 23.00 Uhr passiert ist, lässt die ersten Sorgenfalten wieder gänzlich verschwinden.
Erstmal ist das Palladium wirklich eine schicke Location für Konzerte. Riesen Saal, schönes Ambiente, Balkon rundum. Einziger Wermutstropfen sind diese Pfeiler außen. Die schränken in weiten Teilen der Außenbereiche die Sicht schon stark ein, aber darauf kann man sich ja einstellen. Insgesamt aber echt schön, obwohl ich phasenweise schon das Gefühl hatte, dass die Stimung sich nicht so Recht auf den ganzen Raum verteilen konnte. Aber ich denke das hatte andere Gründe. Denn aus irgendeinem Grund gab es gestern hinter dem ersten Drittel der Zuschauer einen Wellenbrecher mit dazugehörigen Graben. Mir war das egal, weil ich mir das Ganze eh aus gebührendem Abstand ansehen wollte. So habe ich am Anfang mal geguckt nach welchen Prinzip die Leute in diesen Bereich gelassen wurde. Aber auch nach zehn Minuten ist mir das Ganze nicht richtig klar geworden. Denn es gab weder ein besonderes Band, noch teurere Karten, das scheinbar einzige Einlasskriterium war die Willkür der hoffnungslose überforderten Securitys. So ist es dann auch wohl zu begründen, dass dieser Bereich am Anfang nicht mal halb gefüllt war. Aber dazu später mehr. Das Publikum kann man als bundgemischt beschreiben. 16-jährige Nachwuchspunks im Ärzte Shirt und Doc Martens, arschcoole Typen (wie ich), hübsche Puppengesicht Mädchen und das klasssiche mitte 30 Pärchen. Popmusik Publikum oder wie nennt man das? Pünktlich um kurz nach acht kamen dann Turbostaat auf die Bühne und legten ein halbstündiges, sehr überzeugendes Set hin. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass den Jungs dieses ganze "große Hallen Ding" nicht so ganz geheuer ist. Sagen wir mal, die großen Hallen stehen ihnen gut, die kleinen Konzerte aber wesentlich besser. Ein neues T-Shirt konnte ich mir an dem Abend auch nicht kaufen. Nach Auskunft des Merchmanns sind den Turobstaatlern die Gebühren zu hoch gewesen.( Das muss mir einer nochmal erklären) Ihr neues Video zu "Haubentaucherwelpen" ist allerdings mal wieder großartig, das aber nur nebenbei.
Nach einer ca 45 minütigen Umbaupause kamen sie mit "As I please" dann auf die Bühne, die Frontsäue aus Berlin X-Berg. Ich weiß echt nicht wie die das anstellen, aber von der ersten Minute an überträgt sich immer wieder so eine Energie auf das Publikum, das ist der Wahnsinn. Arnim packt sofort in die subtile Rockstartrickkiste und bringt mit "Würde mich wundern, wenn das hier nicht das Highlight der Tour wird, Köln!" eine klassiche Ich- hol- die- Zuschauer- mal- eben- vollends- auf- unsere- Seite- Ansage. Ich habe mich aber bereits nach einem Song und einem Ellenbogen auf die Nase in die hintersten Reihen verzogen. Das tat der Laune aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, nach dem dritten Song, genau in dem Moment in dem ich schon wieder begann mich innerlich über die gefühlten 2000 Digitalkameras und Handys in der Luft aufzuregen, da holt der Arnim zu folgender Ansage aus: "Was macht ihr mit den ganzen Fotoapparaten? Das hier ist ein Konzert und keine Fotosession!" Bam, wie aus meinem Herzen gesprochen. Danke dafür! Und weiter geht es. Sichtlich unzufrieden spielen sie erstmal weiter. Aber nur um nach dem fünften Song kopfschüttelnd folgende Reaktion auf den Wellenbrecher vom Stapel zu lassen: " Ich komm mir hier vor wie auf so einer MTV Show. Ey, hier müssen Leute vor die Bühne. Scheiße, Security lass die Leute rein" Kurze Einlassüberbückung mit "What I got" von Sublime. Das nennt man dann also einen eher rumpeligen Start in ein Konzert. Das haben die feinen Herren aber mal wieder dermaßen überzeugend gemeistert, da gibt es nichts . Danach gab es dann das gewohnt ganz große Kino. Jeder Song ein Hit, jeder Hit ein Singalong, jeder Singalong ein Gänsehautgefühl. Ich kann da gar nichts machen und find es jedesmal wieder überragend. Ich lasse mich sogar zu der Aussage hinreißen, dass jeder diese Band live lieben würde, selbst wenn er die Musik ansonsten nicht mag. Die Mischung aus dem bandeigenem Humor, das Spiel mit dem Publikum, der Spaß auf der Bühne und die große Show drumherum, das ist es schon. Natürlich kann man sich Sachen wie Seifenblasenregen bei "She was great" sparen. Aber warum? Voll auf die Kacke hauen ist doch was. Wenn dann Sachen wie ein Amy Winehouse Cover à la "They try make us play at Düsseldorf, but we said no, no, no!" kommen ist alles gut, alles gerechtfertigt, alles in Butter. Torsten Scholz kriegt noch eine Spezial Tanzeinlage zu Rapper´s Delight geschenkt, das ganze Programm eben. Klar soweit? Bei Frieda und Bomben schaut noch mal kurz Turbojan vorbei und hilft dem Bernde, bietet sich ja auch an. Letzter Song dann erstmal Hello Joe, bei dem sich die Trompeten im Kopf abgespielt haben. Dann noch eben Zugabe raushauen und die Zuschauer in die Ekstase treiben. Nochmal wieder kommen, Big Attack in ruhig und neue Single spielen. "Schlecht" und oben ohne Bernde zum Ende. Was will ich mehr? Ich? Gar nichts! Ich war begeistert. Und alle mit denen ich da war auch. Und alle über, unter und neben mir auch! Es war zwar nicht das beste Konzert ever, dazu war der Start zu rumpelig, aber immernoch Längen vor 95% aller anderen Bands dieser Welt. Sorgen machen muss ich mir also nicht. Zum Glück!

Danach noch Bier, Spaß und anderes mit Lisa und John. Vorm schlafen gehen noch, ganz gesundheitsbewusst, Doppel- Curry und Pommes Spezial im Laden meines Vertrauens. Ein Abend fürs Tagebuch eben. Nur Trampas hat gefehlt.

4 Kommentare:

Trampas hat gesagt…

hättest du nicht einfach schreiben können dass es total öde war? das hätte viel für mein seelenheil getan! :-) kuss!

Anonym hat gesagt…

vorne rein kam übrigens jeder, der früh genug da war und somit so ein schickes, gelbes bändchen abstauben konnte. also nix mit willkür. und der wellenbrecher war auf jeden fall gerechtfertigt, sonst quetscht man sich da vorne zu tode und hat keinen spaß am moshen (gibt da genug beispiele aus dem palladium) :/

Anonym hat gesagt…

Aha, ja dann ist ja alles soweit klar. Lieber Finn, Du hast mir einen weiteren Beweis in der losen Reihe "Wie subjektive Eindrücke doch manchmal täuschen können" geliefert. Dafür bin ich dankbar. Dennoch war es mein erstes Mal Palladium und da beobachtet man Dinge evtl. ein bißchen anders.
"Moshen" ist aber eh nicht so mein Ding

Anonym hat gesagt…

na dann bin ich ja froh, dass ich helfen konnte =)
was ich bei meinem kommentar aber noch vergessen hatte: ansonsten ein sehr guter bericht :)